Enlight my Space. Kunst nach 1990

Die Ausstellung "Enlight my Space. Kunst nach 1990" präsentierte Werke aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen zusammen mit Hauptwerken aus der seit Mitte der 1990er-Jahre aufgebauten Kunstsammlung der Bremer Landesbank. Beide Sammlungen ergänzen sich zu einem eindrucksvollen Überblick über die turbulente und für die aktuelle Kunstproduktion prägende Zeit. In einer Phase der politischen Umbrüche und gesellschaftlichen Veränderungen öffnete sich die Kunst der 1990er-Jahre neuen Themen, Materialien und Ausdrucksformen. In den verschiedensten Medien von der Malerei über die Objektkunst bis zu Rauminstallationen erforschten die Künstlerinnen und Künstler ein neues Raumgefühl und hinterfragten die Wahrnehmung des Betrachters. 
Für den Titel hat ein Werk von Pipilotti Rist Pate gestanden: „Enlight my Space (Erleuchte (und kläre) meinen Raum)“.  

Die Ausstellung untersucht die Kunst der Epoche zwischen den revolutionären 1970er- und technisierten 2000er-Jahren mit Werken und Installationen von u.a. Stephan Balkenhol, Peter Doig, Olafur Eliasson, Dan Flavin, Rupprecht Geiger, Gotthard Graubner, Katharina Grosse, Candida Höfer, Martin Honert, Ilya Kabakov, François Morellet, Otto Piene, Tobias Rehberger und Jerry Zeniuk.

Die Führung mit dem Kunsthistoriker Detlef Stein war wieder ein besonderes Erlebnis. Ihm gelingt es, an Bekanntes anzuknüpfen, Neues zu erklären und weiterführende Fragen zur Kunst der Gegenwart zu formulieren.

 

Malerei und Photographie von William Turner bis Olafur Eliasson

Die erste Kunstreise des Freundeskreises HAUS COBURG e. V. im zweiten Halbjahr 2015 führte nach Hamburg ins BUCERIUS KUNST FORUM am Hamburger Rathausmarkt. Zwischen der Städtischen Galerie Delmenhorst und der Hamburger Ausstellungsstätte gibt es eine temporäre Parallele: Beide Häuser sind mit einem Gerüst umgeben. In beiden Fällen handelt es sich nicht um Kunst, an beiden Häusern wird die Fassade erneuert.

Wasser ist die Voraussetzung für jede Form von Leben. Alle Kulturen widmeten dem Wasser eine Fülle von Mythen und religiösen Riten. Heute ist Wasser ein zentrales Thema, weil uns   Wasserknappheit, Umweltverschmutzung und Klimawandel bedrohen. Die Ausstellung verbindet Gemälde und Photographien von 1800 bis heute. Sie spürt der Inspirationskraft des Elements Wasser über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrhunderten bis in die Gegenwart nach. Wir sehen Werke von Beckmann, Beuys, Courbet, C.D. Friedrich, Hockney, Katz, Yves Klein, Monet, Renoir, G. Richter und vielen anderen mehr.

 

Freundeskreis in Venedig

Das Foto zeigt die 11-köpfige Gruppe des Freundeskreises HAUS COBURG e. V.

vor dem deutschen Pavillon. Dort hatten wir eine Führung zu den Arbeiten von Hito Styerl, Tobias Zielony, dem Künstlerduo Jasmina Metwaly und Philip Rick sowie Olaf Nicolai. "Es geht um Arbeit und Ökonomie, um die Zirkulation vonWaren, von Menschen und vor allem auch um die Zirkulation von Bildern" (Florian Ebner, Kurator des dt. Pavillons). Ein sehr politischer Pavillon.

Das Motto des Kurators der diesjährigen Biennale di Venezia, des in Nigeria geborenen Okwui Enwezor, der 2002 für die documenta 11 verantwortlich war und heute das Haus der Kunst in München leitet, lautet ALL THE WORLD´S

FUTURES. Künstler unterschiedlichster Herkunft setzen sich mit den Themen Mensch, Natur, Krieg, Gewalt, Tod, Globalisierung und den falschen Verheißungen der Konsumgesellschaft auseinander. Die Reflexion über soziale Prozesse, Migration und Vernetzung wird von Künstlern mit unterschiedlichsten Techniken geleistet.

Wir besuchten die Hauptausstellungsplätze Arsenale und Giardini, aber auch Ausstellungen in Kirchen, Bibliotheken oder Palästen.

Ein besonderes Highlight war der Besuch der kleinen venezianischen Insel San Lazzaro degli Armeni. Seit 1717 werden in dem armenisch-katholischen Kloster Bücher, Dokumente, Gemälde und Schriften aufbewahrt. Die Exil-Armenierin Adelina Cüberyan von Fürstenberg kuratierte die Ausstellung zwischen den

gesammelten Schätzen der Armenier. Sie wählte 16 armenische Künstler aus, die auch alle im Exil leben. Diese thematisieren den, vor 100 Jahren begangenen, Völkermord an den Armeniern. Sie nähern sich mit viel Empathie ihrer fast vergessenen Kultur an. Derzeit leben acht Millionen Armenier außerhalb ihrer Heimat. Es ist der beste Länderbeitrag und erhielt den GOLDENEN LÖWEN als Auszeichnung.

Trotzdem blieb noch Zeit, um über die Rialto-Brücke und den Marco-Platz zu gehen, nach Murano zu fahren, abends ein Konzert anzuhören und die Spezialitäten der venezianischen Küche zu testen. 

 

Freundeskreis fährt nach Wolfsburg:

„Erwin Wurm. Fichte.“

Der Freundeskreis kennt das Kunstmuseum in Wolfsburg. Wer es besucht, kann sicher sein, außergewöhnliche Ausstellungen zu erleben.

Der Freundeskreis kennt die „One-Minute-Sculptures“ von Erwin Wurm. In der Ausstellung der Städtischen Galerie Haus Coburg „RAW MATERIALS. Vom Baumarkt ins Museum“ war eine zu sehen. Also erwarten wir Skulpturen, verformte und verfremdete Objekte und vor allem Humorvolles. Wurms Sicht auf die Dinge ist ironisch und kritisch.

So wird uns bereits vor dem Kunstmuseum in der VW-Stadt der adipöse „Curry Bus“ auffallen. Aus einem normalen VW-Bus der legendären Baureihe T2 haben mehr als 50 freiwillige Helfer (überwiegend Auszubildende) nach den Plänen des Künstlers ein voluminöses Objekt geschaffen. Laut Erwin Wurm dient es zur Verköstigung der Besucher. Wir werden dort eine Curry-Wurst essen.

Der in Österreich geborene Bildhauer erklärt an dem verfremdeten Bus aber auch sein Handwerk: Etwas dazutun, etwas wegnehmen, Volumen verkleinern oder vergrößern, das ist Bildhauerei.

In der Halle finden wir einen „deutschen“ Nadelwald, 50 haushohe Fichten, um 500 kg schwer, kopfüber dicht an dicht gehängt. Sie stammen aus einer Baumschule aus der Region. Um diesen Wald herum sind vierzig neuere Arbeiten zu sehen, Sechzehn davon hat Wurm speziell für die Wolfsburger Ausstellung konzipiert. Eine spannende Ansammlung von Alltagsgegenständen, die in ihren Dimensionen manipuliert und damit ihrer Funktion enthoben wurden. Das wird uns zum Nachdenken, Staunen und Schmunzeln bringen.

 

Finissage zur Ausstellung SPURENLESE

Viele Kunstinteressierte kamen zum Schluss der Ausstellung „Spurenlese“ in die Städtische Galerie Delmenhorst, um die Künstlerporträts, fotografiert von Angelika PLATEN und die Dokumente, die im Archiv von Egidio MARZONA aufbewahrt werden, zu sehen.

Beide waren anwesend! Ein Glück für die Galerieleiterin Annett Reckert und die Mitkuratorin Heidrun Mezger, sie konnten ihre Ausstellung den beiden hochkarätigen Gästen präsentieren.

So konnte die Bremerin Dr. Annette Thurmann-Jajes, Leiterin des Studienzentrums für Künstlerpublikationen im Museum Weserburg, Bremen, ein interessantes Gespräch mit dem bedeutendsten Sammler von sämtlichen Ismen des 20. Jahrhunderts führen. Dabei wurde deutlich, dass Marzona die Geschichten hinter den Kunstwerken bewahren will. So sammelt er Briefe, Notizen, Einladungen, Plakate, Plattencover, Zeitschriften, Quittungen, Filme. Inzwischen kauft er ganze Künstlerarchive auf. Ein Teil seiner Schätze wird derzeit im Museum Hamburger Bahnhof gezeigt.

Die Künstlerportraits, die Angelika Platen fotografiert hat, sind zu Ikonen der Fotografie geworden. Alle Museen, die Gegenwartskunst sammeln, zeigen ihre Arbeiten, oft in Verbindung mit den Schlüsselwerken der portraitierten Künstler. Dies passt deshalb so gut, weil Platen die Künstler oft in Galerien, bei Ausstellungseröffnungen oder in ihren Ateliers fotografiert hat. Im Gespräch mit Annett Reckert erzählt sie humorvoll und ohne Scheu aus ihrem Leben, von ihrer Zeit als Geschäftsführerin der „Galerie an der Milchstraße“ von Gunter Sachs in Hamburg-Pöseldorf und von ihren Begegnungen mit den Künstlern. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung erläuterte sie die Entstehung der Fotos, berichtete von skurrilen Situationen und lobte den glücklichen Zufall.

Nach diesen beiden Programmpunkten konnten alle Anwesenden bei Kaffee, Tee und Kuchen, selbst gebacken von den Aktivistinnen des Freundeskreises, verweilen und sich unterhalten. Es entstand eine äußerst angenehme Atmosphäre, die alle Anwesenden lobten.

 

KunstCafé der besonderen ART: SPURENLESE

Wir gehen beim KunstCafé immer zuerst durch die aktuelle Ausstellung.

Die Künstlerporträts der Fotografin Angelika Platen sind wie ein „Who is who?“ der Kunstszene der 1960er Jahre, in den letzten Jahren griff sie wieder zu ihrer Kamera. Ihre schwarz-weißen Aufnahmen entstanden in Galerien, bei Ausstellungen, bei Aktionen und Selbstinszenierungen. Neben den Porträts kann man mit Hilfe von feinsinnig ausgewählten Dokumenten aus dem Archiv Marzona die kleinen Geschichten hinter den Künstlern und ihrer Zeit entdecken. Dies bereitet viel Vergnügen.

Unser spezielles Augenmerk lag auf der Fotografie von Ben Vautier, den Angelika Platen 1971 fotografiert hat. Der Künstler, der sich selbst „BEN“ nannte, und der Kunstrichtung Fluxus zugerechnet wird, trägt ein schwarzes langärmeliges Shirt mit seinem Vornamen.

In der Hand hält er ein weißes Blatt mit der Aufschrift „please no photos“, seine rechte Hand hat er gespreizt und hält sie vor sein Gesicht. Diese Geste des Versteckens, Verbergens war uns allen sympathisch. Die meisten Teilnehmer des KunstCafés mögen keine Fotos ihrer Person. Also schrieben wir die Bitte Vautiers mit dicken Edding-Stiften auf ein DIN A 4 – Blatt.

Dann wählten wir Posen, die denen von Vautier ähnlich waren. Wir fotografierten uns gegenseitig mit einer Digitalkamera. Es entstanden Fotos in Farbe, die uns Michael Plehnert mit einem Beamer auf die Leinwand projizierte, Susanne Kuhwald druckte uns die Fotos aus. Zum Schluss entstand dann noch ein Gruppenbild neben dem Künstlerfoto von Angelika Platen.

 

MONET – Der Freundeskreis war da

Zugegeben, mit dem ICE dauert die Fahrt nach Frankfurt am Main vier Stunden. Da Ulla Lange, die die meisten Kunstreisen des Freundeskreises HAUS COBURG organisiert, lange in dieser Stadt gelebt hat und das Städel nicht nur kennt, sondern auch liebt, bietet sie oft Fahrten dorthin an. Dies fällt nicht schwer, weil das Haus am Museumsufer hochkarätige Ausstellungen anbietet, die im In- und Ausland viel Beachtung finden.

Dieser Zuspruch garantiert ein volles Haus und manchmal nur schwierige Blicke auf die sensationellen Exponate. So war das bei der Dürer-Ausstellung 2014 und auch bei Monet 2015 standen vor dem Museum lange Schlangen und wir wussten: Im Museum ist es voll!

Vor dem Bahnhof betrachteten wir das Gemälde „Hauptbahnhof“ von Max Beckmann, das er 1942 im Amsterdamer Exil malte. Unterwegs erklärte uns der Bruder von Ulla Lange die Skyline, aus Banken- und Bürotürmen. Dann ging es vorbei am Schauspielhaus mit Chagalls „Wolken“, am Goethehaus und der Paulskirche entlang zum Frankfurter Römerberg. Wir näherten uns dem Mainufer und verglichen die Beckmann-Arbeiten „Eiserner Steg“ Gemälde und Radierung 1922, „Eisgang“ 1923 und „Nizza“ 1921 mit der Wirklichkeit.

Dann führte uns ein etwas gehetzter Kunsthistoriker durch die großartige Ausstellung und zeigte uns, dass Monet ein bedeutender Protagonist bei der Entstehung des frühen Impressionismus war, zusammen mit seinen Künstlerkollegen Renoir, Manet, Morisot, Degas, Sisley und Pissarro. Diese Künstler revolutionierten die Malerei. Ihre Themen waren das Verhältnis von Mensch und Natur, Freizeit, technischer Fortschritt und Veränderung des Stadtbildes. Dabei standen das Spiel mit Farbe und Licht im Zentrum ihrer Arbeiten, durch die Auflösung der Formen und die körperlosen Figuren und vagen Landschaften entstanden Werke, die uns bis heute faszinieren.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stand das Gemälde von Monet „Das Frühstück“ 1868, nicht zu verwechseln mit seinem Gemälde „Frühstück im Grünen“ 1865 und Manets „Frühstück im Grünen“ 1863. Die intensiv angeleitete Betrachtung dieser Szene in einem bürgerlichen Haushalt gefiel uns.

Dann begegnete uns „Camille im grünen Kleid“ 1866, das Porträt, das Monet von seiner späteren Frau malte. Es gehört zum Bestand der Bremer Kunsthalle und war 2005/2006 die zentrale Arbeit, die in der Ausstellung „Monet und Camille“ gezeigt wurde.

Nach einer Mittagspause fanden wir uns in der Sammlung der Gegenwartskunst ein, im neu eröffneten unterirdischen Erweiterungsbau. Die überaus sympathische und witzige belgische Kunsthistorikerin traf uns in der „Beletage im Keller“ und erklärte uns zuerst die 195 Bullaugen, kreisrunde Oberlichter, automatisch gesteuert, je nach Helligkeit im Freien. Dann zeigte sie uns ausgewählte Werke, die exemplarisch die Kunstströmungen nach 1945 repräsentieren. Also nahmen wir an einem Kunstseminar über aktuelle Kunst teil. Es gab keinen PowerPoint-Vortrag, die berühmten Werke waren anwesend! Man kann die Namen der Künstler nicht aufzählen. Aber allen werden die beiden „blauen“ Bilder in Erinnerung bleiben: Yves Klein, IKB 191, von 1960 und das „Schnittbild“ von Lucio Fontana aus demselben Jahr.

Da wollen wir noch einmal hin und wollen noch mehr erfahren über Richter, Warhol, Bacon, Jeff Wall, Kippenberger, Baselitz und Co., zumal die gesammelten Werke in regelmäßigen Abständen ausgetauscht und neu zugeordnet werden.

Dann betrachteten wir noch Beckmanns „Synagoge“, die er 1919 malte. Er nimmt die Zeit des Grauens ahnungsvoll vorweg. Die seltsam geneigten Häuser am Börneplatz symbolisieren: Nichts ist im Lot. An der Litfaßsäule kann man das Wort „NOT“ lesen. Die verborgene unheilvolle Atmosphäre wird von dem umgedrehten Trichter unterstrichen. Seine Freunde, die Battenbergs und er kommen von einem Faschingsball. Tanz auf dem Vulkan?

1933 wurde Beckmann entlassen, er ging nach Berlin, 1937 nach Amsterdam ins Exil und wanderte 1947 nach Amerika aus.


Zwei Gruppen in der Bremer Kunsthalle „EMILE BERNARD  Am Puls der Moderne“

Mit viel Witz und kleinen Anekdoten führte Detlef Stein uns durch die Ausstellung.

Er verwies auf die gemeinsamen Studienjahre des Künstlers Emile Bernard mit Toulouse-Lautrec in Paris, zeigte die symbolistische Malerei, die Bernard und Cezanne 1888 in der Bretagne entwickelten, verwies auf die Inspirationen, die Bernard in Aix-en-Provence von Cézanne aufnahm und würdigte die lange Freundschaft des Malers mit van Gogh.

So entdeckten wir einen innovativen Künstler, eigensinnig und streitbar und staunten über seine großartigen Ideen, die weder dem Zeitgeist noch den Kriterien der Akademie entsprachen. Er erhielt nie eine Einladung zur Ausstellung eines Werkes im alljährlich stattfindenden Pariser Kunstsalon. 

Am eindrucksvollsten sind seine Bilder aus den späten 1880 Jahren, die Menschen aus der Bretagne zeigen. Die raue Natur, in der diese Menschen leben, ihre Religiosität und Einfachheit, inspirierten Emile Bernard zu farbintensiven dekorativen Bildern.

Sein Spätwerk im Stil der italienischen Renaissance empfanden wir als künstlerischen Rückschritt und befremdlich.    


Besuch des "Haus des Reichs"

Der Freundeskreis Haus Coburg war am 18. März mit 26 Teilnehmern/-innen im „Haus des Reichs“ in Bremen, das noch kurz vor dem Konkurs des Nordwolle-Konzerns 1931 als dessen Konzernzentrale erbaut worden war und heute Sitz der Bremer Finanzverwaltung ist.

Zunächst wurde die Sonderausstellung "Ausplündern und verwalten“ dort im Haus besucht, in der informativ auch anhand nahegehender Einzelfälle gezeigt wird, mit welcher Akribie die Finanzverwaltung des 3. Reichs auf der Basis immer rabiater werdender Rechtsnormen des rassistischen NS-Staates die jüdischen Menschen ausgeplündert hat.

Diese Ausstellung kann noch bis Mitte August montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr oder von Gruppen auch nach Vereinbarung zu anderen Zeiten im 1. Stock des Hauses besucht werden.

Anschließend führte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Frau Rentrop uns durch das denkmalgeschützte Haus, beginnend auf dem Dachgarten des öffentlichen Restaurants mit Blick über die Altstadt.

Frau Rentrop erläuterte die Baugeschichte des Hauses mit recht kritischem Blick auf den Größenwahn und die Skrupellosigkeit der vierten Generation der Lahusens und die anschließenden Nutzungen nach dem Nordwollekonkurs kurz nach dem Bezug der ersten Bereiche dieses riesigen „Kontorhauses“. Sie zeigte uns an vielen Beispielen die besonders hochwertige, bewusst prunkvolle und Eindruck schindende Ausstattung und Gestaltung des Gebäudes, insbesondere im Bereich des heutigen Haupteingangs, in der „Chefetage“, aber auch in den Treppenhäusern bis hin zur edel gestalteten Technikzentrale im Keller. Durch die Querverweise auf die Geschichte des Nordwolle-Konzerns und der „Stammfabrik“ in Delmenhorst und auf unser Fabrikmuseum war die Besichtigung für uns Delmenhorster besonders informativ. Auch andere Gruppen können diese Führung bei Frau Rentrop buchen.

Nach drei spannenden Stunden verließen wir dieses noch junge historische Gebäude mit vielen Informationen und  nachhaltigen Eindrücken.

 

Freundeskreis HAUS COBURG e. V. in KIEL

„Alles offen“ Muthesius-Kunsthochschule

In der Städtischen Galerie Delmenhorst gab es immer wieder Ausstellungen, die in Kooperation mit Kunsthochschulen entstanden sind. Dies ist besonders spannend, weil die aktuellsten Positionen junger Künstler präsentiert werden.

Der Freundeskreis HAUS COBURG hat in der Vergangenheit die Tage der „Offenen Tür“ genutzt, um diese Kontakte zu pflegen. So werden wir in diesem Jahr auch noch nach Braunschweig reisen.

Die aktuelle Ausstellung „Spiel nicht mit Schlafenden“ von Olrik Kohlhoff, der in Kiel lebt und arbeitet, dort studiert hat und als Dozent lehrt, hat uns veranlasst, am 11.02. nach Kiel zu fahren.

Durch die Vermittlung von Frau Dr. Reckert, wurden wir vom Leiter der Kunsthochschule Dr. Arne Zerbst begrüßt. Er erklärte uns das besondere Konzept der Muthesius Kunsthochschule, stellte die Studien-schwerpunkte vor und die interdisziplinären Konzepte. Die Muthesius Kunsthochschule gehört mit wenigen Studierenden zu den kleineren deutschen Institutionen, verfügt über großzügige Ateliers und Werkstätten in alten und neuen Gebäuden. Sie pflegt den Austausch innerhalb Europas und unterstützt besonders ausländische Studierende.

Olrik Kohlhoff führte uns dann in die Ateliers der Zeichner und der Grafiker. Dort konnten wir interessante Arbeiten sehen und mit Studierenden und Dozenten sprechen. Besonders spannend war es in der Druckwerkstatt. Hier ist in Kooperation mit der Städtischen Galerie Delmenhorst das Künstlerbuch zur derzeitigen Ausstellung entstanden. Es enthält 44 Arbeiten von Olrik Kohlhoff, die er in den Jahren 2013 und 2014 mit Kohle und/oder Bleistift auf Japanpapier gezeichnet und aquarelliert hat. Das Besondere an dieser Publikation ist, dass die verschwommene durchscheinende Rückseite der Blätter auch gedruckt wurde. Auf diesen Seiten werden unterbewusste Gedanken, Fantasien und Träume aufgegriffen, die nicht sofort zu deuten sind. Das Künstlerbuch wird in der Galerie zum Kauf angeboten, die Serie ist ausgestellt.

Im Anschluss nutzten die Delmenhorster Kunstfreunde die verbliebene Zeit, um in den Ateliers für freie Kunst, für Raumstrategien, für Kommunikations- und Industriedesign Eindrücke zu gewinnen. Auch standen Studierende und Lehrende zu Gesprächen bereit. Einige von uns konnten teilhaben, wie zukünftige Studienbewerber ihre Mappen präsentierten und sich dem Urteil der Dozenten stellen mussten.


Nussbaums Welt der Dinge

Ein gutes Dutzend Delmenhorster Kunstfreundinnen und -freunde reisten nach Osnabrück, um im Felix-Nussbaum-Haus Stillleben des 1905 in Osnabrück geborenen und nach dem 20. September 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordeten Künstlers zu betrachten.

Für alle Teilnehmer, die noch nie im Felix-Nussbaum-Haus gewesen sind, ist das von Daniel Libeskind geplante Museum eine besondere Herausforderung. Die Architektur ist eng mit Nussbaums tragischem Lebenslauf verknüpft und belastet die Besucher durch enge, steile Gänge, wenige, zersplittert wirkende Fenster, eine unübersichtlich verwirrende Raumanordnung, schwere Türen und kaum zu findende Ausgänge.

Neben den Stillleben von Felix Nussbaum – seiner „Welt der Dinge“ – darunter selten oder nie gezeigte Werke des Malers, sind weitere Stillleben moderner Maler zu sehen. Die Stillleben von James Ensor, Dick Ket und Karl Schmidt-Rottluff treten in einen Dialog mit den Werken des Osnabrücker Malers. Außerdem ist für kurze Zeit als später Gast ab Mitte Februar 2015 das Stillleben von Max Beckmann „Stillleben mit grüner Kerze“ ausgestellt. Insgesamt werden 50 Werke gezeigt.

Stillleben finden sich in allen Schaffensphasen Nussbaums. Der versierte Kunsthistoriker Hanjo Volke verstand es ganz ausgezeichnet, die Absicht der Kuratorin zu vermitteln. Die Orientierung des Malers an Vincent van Gogh wird deutlich. Er greift die Formensprache des Expressionismus auf, und findet seine persönliche Bilderwelt. Die verwelkten und herabgefallenen Blütenblätter der Sonnenblumen thematisieren Melancholie und Trauer, ein zerbrochenes Fensterglas, herabbrennende Kerzen und Totenschädel verweisen auf Vanitas Symbole, leere Krüge auf das Ende der Kunst in einer barbarischen Zeit. Immer wieder sind Masken auf den Gemälden zu entdecken, die vielfältig zu deuten sind: Verstellung, Tarnung, närrisches Spiel mit den Geschlechterklischees, die gespaltene Existenz im Exil. Seine großen Stillleben erinnern an die Malerei der Neuen Sachlichkeit. Den banalen Alltagsgegenständen wohnt eine verborgene Symbolik bei, Ängste, Verunsicherung, Machtlosigkeit, Erstarrung, Todesahnung bestimmen die Auswahl seiner Farben und Motive.

Vor unseren Augen wurde ein bemerkenswertes Künstlerleben entfaltet.

Anschließend blieb noch Gelegenheit, in die nahe Altstadt zu schlendern, kleine individuelle Geschäfte und Cafés zu entdecken und die ersten Sonnenstrahlen, windgeschützt am Dom zu genießen.